Am 1. und 2. November fand in Männedorf zum 42. Mal die Wintersportbörse des Skiklubs Alpina Männedorf/Stäfa statt. Im Vorfeld der Austragung wurde der OK-Chef Daniel Bosson von der Zürichsee-Zeitung (ZSZ) kontaktiert, welche für einen Bericht zum Thema regionaler Wintersportbörsen am Recherchieren war.
Der interessante Bericht wurde werbewirksam zum Auftakt der diesjährigen Börse am 1. November veröffentlicht. Gerne hätten wir ihn hier veröffentlicht, doch die Urheberrechtsbestimmungen der ZSZ gestatten dies nicht. Unter folgendem Link kann der Bericht gelesen werden, sofern man Abonnent der ZSZ ist oder sich für einen wöchentlichen Gratisartikel kostenlos registriert:
www.zsz.ch/meilen/skiboersen-haben-ungewisse-zukunft/story/13937025
Unter Berücksichtigung der Urheberrechtsbestimmungen der ZSZ können jedoch die an Daniel Bosson gestellten Fragen und dessen Antworten publiziert werden. Sie geben zumindest einen spannenden Einblick in unsere Wintersportbörse. Die Fragen stellte Caroline Mettler von der ZSZ.
Wie läuft die Wintersportbörse Männedorf?
Unsere Börse läuft im Grossen und Ganzen gut. Mal gibt es bessere, mal weniger gute Jahre. Dazu gibt es wahrscheinlich viele Gründe. Wichtig ist, dass wir eine grosse Auswahl von gutem und zeitgemässem Material erhalten. Zudem bin ich der Meinung, dass auch das Wetter eine Rolle spielt: Zeigt sich der Herbst schon vor der Börse mit kühlen Temperaturen und eher trübem Wetter, läuft es besser, zieht sich der warme Spätsommer lange hin, läuft es schlechter. Für Familien aus der Region bieten wir aber stets eine gute Gelegenheit, um die schnell wachsenden Kinder Jahr für Jahr mit geringem Aufwand und kostengünstig auszurüsten, trotz konkurrierenden Jahresmieten, welche der Detailhandel anbietet.
Hat es viel Verkaufsmaterial? Viele Besucher?
In Zahlen präsentiert sich unsere Börse etwa folgendermassen: Bei jeweils rund 400 bis 600 angenommenen Artikeln verkaufen wir zwischen 50 bis knapp 70%. Die Anzahl Besucher erheben wir nicht. Dafür bleibt keine Zeit. Der erste Ansturm beim Verkauf erinnert ein bisschen an Black Friday, danach lichten sich die Gänge nach und nach.
Wie erreicht man die Leute?
Die Werbung läuft auf verschiedenen Kanälen, u. a. Werbeblachen an den Strassen in Männedorf, Plakate, Fischotter, kommunaler Abfallkalender, Eingesandtes in der Zürichsee-Zeitung, Vereinswebsite sowie diverse online Veranstaltungs-kalender. Bei vielen Familien mit mehrheitlich jüngeren Kindern ist unsere Börse jedoch ein fester Bestandteil im Jahresprogramm. Hier muss man nur noch das Datum bekanntgeben.
Was sind die meistverkauften Artikel? Was sind die Leute bereit, abzugeben bzw. auszugeben?
Verkaufsschlager sind in der Regel Skis, Skischuhe, Stöcke, Helme und Wintersportkleider für Kinder. Wir schätzen unsere Börse als vergleichsweise günstig ein. Der durchschnittliche Verkaufswert über alle Artikel liegt bei rund Fr. 30.-. Die Preisspanne der Artikel geht von Fr. 3.- bis wenige hundert Franken. Schlecht verkaufen sich v. a. Artikel, die technisch überholt oder aus der Mode gekommen sind. Wir sind bemüht, diese Artikel schon gar nicht anzunehmen. Leider ist es aber nicht immer leicht, dies den Personen klar zu machen, die diese Artikel zum Verkauf abgeben wollen. Kaputte Sachen nehmen wir nicht an. Snowboards, einst teuer und heiss gehandelt, finden heute deutlich weniger Käufer.
Wie haben sich die Börsen seit ihrer Lancierung verändert?
Ich denke, die Wintersportbörsen von heute sind im Vergleich zu früher entsprechend dem Markt vielfältiger und grösser geworden. Seit unserer ersten Austragung von 1978 blieb vom Prinzip her aber alles beim Alten. Der Verkäufer will den Artikel, den er nicht mehr braucht, nicht einfach entsorgen, sondern eine zweite Lebenschance geben und je nachdem, noch etwas Geld damit herausschlagen. Der ökologische Gedanken spielt bei vielen ebenfalls eine grosse Rolle. Auf der anderen Seite hofft der Käufer, einen noch guten oder sogar neuen Artikel günstig ergattern zu können, denn Wintersport ist insgesamt ein kostspieliges Vergnügen. Und zu guter Letzt hoffen wir vom organisierenden Skiklub auf gute Einnahmen für unsere Vereinskasse, damit wir u. a. die Mitgliederbeiträge niedrig halten können.
Haben Wintersportbörsen noch Zukunft?
Wintersport- und auch andere Börsen sind bezogen auf den ökologischen Gedanken zeitgemässer denn je. Dieser hochzuhaltende Zweck wird jedoch etwas getrübt, wenn man die Mengen einst gekaufter und danach kaum gebrauchter Artikel betrachtet.
Sind die erfahrenen Wintersportler, welche Verkaufsberatung machen, Freiwillige aus der Region?
Organisiert und durchgeführt wird unsere Börse von engagierten Mitgliedern unseres Skiklubs. Nicht alle getrauen sich jedoch, als Verkäufer aufzutreten. Hier sind eher unsere erfahrenen und aktiveren Wintersportler gefragt, die meistens eine Ausbildung in einer Wintersportart genossen haben. Die Börse ist aber ein sehr aufwändiger Anlass. Da gibt es für jeden und jede etwas anzupacken. Wie an den meisten Orten ist es aber jedes Jahr eine Herausforderung, genügend Freiwillige zu rekrutieren. Um den Bedarf an Freiwilligen niedrig zu halten, versuchen wir, den administrativen und buchhalterischen Teil der Börse (Artikel einschreiben, etikettieren, Listen führen, Abbuchen usw.) möglichst mit digitalen Hilfsmitteln zu bewältigen. Das meiste geschieht aber nach wie vor über alt bewährte Listen auf Papier. Ich träume von einem effizienten System mit Strichcodes, Scannern und automatisierter Buchhaltung, doch leider steht eine solche Anschaffung in keinem Verhältnis zu unserem Gebrauch.
Spielt das Online-Shopping in Ihren Augen eine grosse Rolle oder ist es gar eine Konkurrenz, die die Börsen zu verdrängen droht? Heutzutage kann man ja sowohl neue Wintersportartikel wie auch gebrauchte auf Ebay, Amazon und anderen kleineren Flohmarkt-Websites im Internet ergattern.
Ob oder wie weit die Online-Angebote für uns eine Konkurrenz darstellen, kann ich nicht sagen. Mag sein, dass wir dadurch einige Kunden weniger haben. Beim Verkauf an der Börse merke ich aber doch, dass die Kunden eine fachliche Beratung wünschen. Sie wollen wissen, welche Skilänge zum Kind oder ob der Skischuh an den Fuss des Kindes sowie auf die Bindung passt. Diese persönliche Beratung finden sie im Internet nicht oder müssen sie sich mühsam zusammensuchen. Zudem will das Material vor dem Kauf in den Händen gehalten und die Qualität gespürt werden. Ich jedenfalls würde mir Skis, Skischuhe oder Helm niemals online kaufen. Nicht zu vergessen sind auch jene Kunden, die aus dem ökologischen und gesellschaftlichen Gedanken heraus bewusst an der Börse ver- und einkaufen.
360-Grad Panorama der Wintersportbörse